Geschichte

Die Geschichte des Radlinger Wappens

Liebe Gäste und geschichtlich Interessierte! 
 
Es freut mich sehr, dass Sie Ihren Weg hierher gefunden haben. In den kommenden Zeilen möchte ich Ihnen näherbringen wie drei Kaiser, ein geschickter Schachzug, gründliche Ahnenforschung, viele Generationen von Radlinger und ein Auszug aus dem österreichischen Staatsarchiv dazu führten, dass noch heute das Hotel Radlinger ein Wappen der Radlinger ziert.  
 
Die Entstehung des Wappens der Familie Radlinger lässt sich ziemlich genau auf den 20.09.1564 datieren. An diesem Tag verlieh Kaiser Maximilian II. per Wappenbrief das originale Wappen an Simon Radlinger. 
 
Dieses Symbol, welches einst nur an jene vergeben wurde, welche ihrem Lehnsherrn gut und treu dienten, zierte ein goldener Greif, welcher auf einem schwarzen Berg saß und in seinen Vorderpranken ein weißes Rad hielt. Über dem Schild ward ein Stechhelm mit schwarz-gelber Helmdecken zu der einen und rot-weißer zu der anderen Seite. Einem Helmwulst dieser vier Farben entstieg letztlich erneut der gelbe Greif mit dem weißen Rad. Bis das Wappen jenem ähnelt, wie es noch heute das Hotel Radlinger ziert, wird es jedoch noch weitere Generationen an Radlinger benötigen. 
 
Aber wer war denn nun Simon Radlinger und was hat er geleistet, um diese Ehre zu erlangen? Aus Auszügen des österreichischen Staatsarchivs war leider nur wenig über ihn bekannt. Was man aber sehr stark vermutet ist, dass neben vielen Taten, die er mit Sicherheit vollbracht hat, es letztlich die Zeugung seines Sohnes Michael war, welche Ihn zum Ahnherrn des Radlinger Wappen machte. 
 
In dem Wappenbrief wird die getreue und fleißige Arbeit von Michael Radlinger als Hofkaplan Kaiser Ferdinands I. erwähnt. Der eigentliche Verdienst des Wappens gebührt demnach dem eifrigen Kaplan, welcher das Wappen nach Beendigung seines Hofdienstes, von Ferdinands Nachfolger Maximilian II., als Abschiedsgeschenk verliehen bekam. 
 
Nun, wie gelang aber Simon Radlinger zu der Ehre des Wappens? Die Antwort ist einfacher und gegenwärtiger als man denken mag. Man wollte schlichtweg nicht “der Neue” sein, der Emporkömmling, der Frischling. Daher ließen die klugen Köpfe vergangener Tage nicht selten dem eigenen Vater, sofern dieser noch lebte, alle Ehren zukommen. Somit war man selbst nicht der Arrivierte, sondern jener, dem das Wappen bereits vererbt wurde und dem es quasi von Geburt her zustand. Ein Nebenprodukt dieses Winkelzugs war jedoch, dass natürlich auch allen anderen Kindern von Simon Radlinger diese Ehre zuteil wurde. Im Falle von Michael hatte dies aber besonderes Gewicht, da er, als katholischer Geistlicher, selbst keine legitimen Nachkommen haben konnte. 
 
Es sollte noch fast 30 Jahre brauchen, bis die Geschichte des Wappens die nächste Wendung nahm. 
 
Eine gute Erzählung aus der Vergangenheit Zentraleuropas sollte, wie wohl jeder weiß, mindestens drei Kaiser beinhalten. Der Dritte in unserer Geschichte ist, um mal ganz weit auszuholen, Rudolf II. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, König von Böhmen sowie König von Ungarn und Erzherzog von Österreich. Er war es, der den Brüdern Mathias und Adam Rädlinger am 09.10.1593 den Adelsbrief ausstellte. Womit die Herren sich diese Ehre verdienten würde vielleicht nicht unseren Rahmen aber mit Sicherheit die erlaubte maximale Zeichenanzahl dieses Textfeldes sprengen. 
 
Ich bin mir sicher, die ein oder anderen, also jene, die es nicht sowieso überlesen haben, werden hinter Rädlinger nun einen Rechtschreibfehler vermuten. Wenn dem so sei, ist er aber wahrlich nicht meiner Feder entsprungen, sondern vielmehr ein Vermächtnis der willkürlichen Namensortographie dieser Zeit. Egal ob mit a oder ä, die beiden Brüder konnten auf alle Fälle Simon Radlinger, den Ahnherren des Radlinger Wappens, als ihren Vorfahren nennen. Somit waren Sie Neffen oder Großneffen des einstigen Kaiserkaplan. Mit der Adelung kam es dann letztlich zum heutigen Aussehen des Radlinger Wappens. Der bürgerliche Stachelhelm wurde durch einen adeligen Turnierhelm ersetzt und der Schild wurde senkrecht gespalten. Dieser zeigt nun neben dem Greifen auch einen roten Pfahl auf weißem Feld.
 
 
 
Und noch heute ziert mehr als 4 Jahrhunderte später eine Version dieses Wappens das Hotel Radlinger.